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Frauenarbeit in der DDR
Seit der Gründung der DDR galt die Einbeziehung der Frauen in die „gesellschaftliche Produktion“ (Erwerbstätigkeit) als wichtigster Schritt auf dem Weg zur Gleichberechtigung. Wie schon Marx, Engels, Bebel und Lenin ausführten, sei die ökonomische Unabhängigkeit der Frau der Garant für ihre Befreiung von der „Sklaverei“ (W. I. Lenin- Die große Initiative, in: Helwig/ Nickel 1993) der Hausarbeit.
Die SED bilanzierte regelmäßig die Erfolge in der „Frauenfrage“ (Bebel). Gemessen wurden die Erfolgsschritte an der Gangart des männlichen Geschlechts.
Anknüpfend an die Forderungen der traditionellen Arbeiterbewegung im Kampf um die Rechte der Frau galt folgendes als in der DDR realisiert: „Die juristischen Grundlagen für die Beseitigung aller Formen der Diskriminierung der Frauen im Arbeitsprozeß; die Arbeitsplätze, also ein Entwicklungsstand der Volkswirtschaft, der den Frauen die Möglichkeit der Berufstätigkeit gibt; die Qualifikation der Frauen, die ihnen die Brufsausbildung ermöglicht; Bedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie; spezifische Maßnahmen zur Erhaltung der Gesundheit und Leisungsfähigkeit der Frauen, die auf Grund ihrer anatomisch- physiologischen Bedingungen und der Mutterschaft notwendig sind; die Überzeugung von Millionen Frauen und Männern, daß die Berufstätigkeit der Frau sowohl im Interesse der Familie wie der Frau selbst wie auch der Volkswirtschaft notwendig ist.“ (Herta Kuhrig/ Wulfram Speigner- Zur gesellschaftlichen Stellung der Frau in der DDR, Leipzig 1978, in: Helwig/ Nickel 1993, S. 233)
1989 waren in der DDR 91,2% der Frauen berufstätig (inclusive der Studentinnen und Lehrlinge). Es ist allerdings zu bedenken, daß die Frauen nicht nur das Recht zur Arbeit hatten, sondern geradezu die Pflicht, um ihre Familien materiell abzusichern.
Im großen und ganzen waren Frauen aber hauptsächlich in Berufen beschäftigt, die sozial und finanziell schlechter bestückt waren.
Ebenso waren nur verschwindend wenige Frauen in Leitungspositionen zu finden.
Zurückzuführen ist dies u. a. auf eine gesellschaftlich noch immer vorherrschende patriarchale Struktur (entgegen aller Beteuerungen von Seiten des Staates) sowie die Mutterschaft, die trotz allem unterbrechend auf die Karrieren der Frauen wirkten. So verdienten Frauen durchschnittlich 25-30% weniger wie Männer.
Bei der Berufswahl schlugen Mädchen und Jungen schon im Rahmen von Schulpraktika und Ferienjobs verschiedene Berufsrichtungen ein, was sich weiter fortsetzte (Mädchen Pädagogik und Handel, Jungen Industrie).
Bei der Vergabe von Lehrstellen wurde staatlich gelenkt, in welche Berufe wie viele Mitglieder des jeweiligen Geschlechts eintreten sollten.
Mädchen wurden oft in Berufe manövriert, die sowieso schon frauendominiert waren und mußten somit oft Lehrstellen annehmen, die eher „Notlösungen“ waren. Die Betriebe und Kombinate spielten das Spiel mit und versuchten mit folgenden Begründungen, eher Jungen als Mädchen einzustellen:
- die Ausfallquote und Fluktuation sei größer (Mutterschaft)
- Übertreffen der physischen Anforderungen an die Mädchen
- nicht genügendes technisches Interesse seitens der Mädchen
- Fehlen sozialer und hygienischer Einrichtungen
In den Fachschulstudiengängen entschieden sich Frauen meist für den medizinischen und pädagogischen Bereich. In den Hochschulstudiengängen waren sie in den Fachbereichen Wirtschaftswissenschaften, Pädagogik, Literatur- und Sprachwissenschaften sowie Medizin deutlich überrepräsentiert.
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