Frau im Sozialismus

Die Emanzipation der Frau im Sozialismus - Theorie und Praxis

von Kirsten Knaack

Fazit

1. Die Eingliederung der Frau in den gesellschaftlich organisierten Arbeitsprozeß zum Ziel der Unabhängigkeit der Frau (Marx/ Engels, Bebel) war in der DDR im großen und ganzen vollzogen.
Seit den 50er Jahren wurden immer mehr Frauen berufstätig und dadurch finanziell unabhängiger von ihren Männern, was u. a. an der hohen Scheidungsrate abzulesen ist. Jedoch verdienten Frauen im Durchschnitt weniger und waren sehr selten in leitenden Positionen vertreten. Es gab in der DDR ähnlich frauentypische Berufe wie in der BRD.
2. Zur Erleichterung bei Hausarbeit und Kindererziehung (Marx/ Engels, Bebel) standen Haushaltshilfen und Kinderbetreuungseinrichtungen zur Verfügung. Mutter und Kind blieben so meist nur 1 Jahr nach der Geburt im Hause.
3. Die Gleichheit von Mann und Frau von Gesetzes wegen (Bebel) war in der ersten Verfassung der DDR vom Mai 1949 konstatiert.
4. Die Ebenbürtigkeit von Mann und Frau in der geistigen Ausbildung (Bebel) hatte die DDR theoretisch ebenfalls erreicht. Seit den 60er Jahren fand die Verstärkung der Qualifikation von Frauen (Facharbeiterin, Fachschul- oder Hochschulstudium) statt.
Es resultierte daraus eine Grundqualifikation in Bildung und Beruf von ca. 50:50 zwischen Mann und Frau.

Fazit: Die DDR hatte die Forderungen von Marx, Engels und Bebel in Sachen Frauenemanzipation übernommen und vieles in Ansätzen verwirklicht.
Jedoch standen der vollständigen Emanzipation der Frau folgende Dinge im Weg:
- die staatlich aufgezwungene Emanzipation, die nicht von den Frauen selbst ausging (und ebenso das aufgezwungene „Mutterschaftsglück“)
- das durch die gesamte Gesellschaft noch immer vorherrschende patriarchalische Weltbild (auch die SED war nicht besser wie der restliche Bevölkerungsteil der DDR)
- die Stalinisierung, die der „Frauenfrage“ einen Dämpfer versetzte
- der Vergleich der Leistungen der Frau mit den bereits erreichten des Mannes.
So war die Kritik von Marx/ Engels an der bürgerlichen Frauenemanzipationstheorie in der DDR Realität: Es kam nur eine Ähnlichkeit zwischen Unterdrückern und Unterdrückten heraus.

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